Welpenspielgruppe ja oder nein
Der Besuch einer Welpenspielgruppe kann auch Negatives mit sich bringen
Hierfür gibt es meine ich einige Gründe:
Was soll ein Welpe von einem anderen Welpen lernen? Ein gutes und souveränes Verhalten gegenüber anderen Hunden? Wohl eher nicht.
Woher soll ein Welpe das gelernt haben? Eine solche Lehrfunktion kann nur ein souveräner erwachsener Hund übernehmen und kein Hundekind.
Überlassen wir unsere Kinder im Kindergarten sich selbst? Auch das ist nicht der Fall
In der Theorie ist man sich darüber einig, dass neue Inhalte anfangs unter wenig Ablenkung eingeübt werden sollen. Daher sollte der Aufbau von Signalen und Kommandos nicht in Anwesenheit anderer Hunde stattfinden (wohlgemerkt beim Welpen), sondern im Einzeltraining. Die Hunde lernen die neuen Inhalte so wesentlich schneller und nachhaltiger.
Wenn das Hauptaugenmerk der Welpenspielstunde nur darin liegt, die jungen Hunde 60 Minuten ohne Pause fast unkontrolliert miteinander spielen zu lassen, wird es schwierig. Die jungen Hunde sollten immer wieder die Gelegenheit haben, "herunterzufahren". Das Spiel mit den Gleichaltrigen wird oft grob, wenn man denZeitpunkt verpasst , an dem die Hunde eigentlich schon müde sind und man sie trotzdem immer weiter spielen lässt. Wird dann auch noch hündisches Verhalten fehlinterpretiert und Mobbing-Situationen, in denen sich der Welpe in der "Opferrolle" schon sichtlich unwohl fühlt, als Spiel deklariert oder Thesen aufgestellt wie "Das regeln die alles unter sich" oder "Da muss er jetzt durch", lernen die Welpen, dass Ihre Menschen nicht vertrauenswürdig sind und von ihnen keine Unterstützung zu erwarten ist, wenn sie bedrängt werden und es ihnen einfach zuviel wird. Als Resultat hiervon wird der Welpe auch im Alltag in einer Gefahrensituation eher nicht Schutz bei seinem Besitzer suchen, denn auf diesen ist ja kein Verlass, wie er erfahren musste, sondern sich selbst helfen. Häufig entsteht daraus dann eine Angst-Aggression, ganz im Sinne "Angriff ist die beste Verteidigung".
In den meisten Umgebungen sind Hundekontakte mehr als reichlich gegeben. Zur Sozialisierung eines Welpen mit anderen Hunden reicht dieser Kontakt vollkommen aus. Auch in abgelegenen Gegenden gibt es meistens Treffpunkte, an denen sich gut sozialisierte Hunde ohne Leine begegnen können.
Wenn die erste Erfahrung eines Welpen mit anderen Hunden die ist, eine riesige Party zu feiern, fällt es dem Hund später viel schwerer, sich trotz Anwesenheit anderer Hunde auf seinen Menschen zu konzentrieren. Das führt später zu Problemen auf dem Ausbildungsplatz.
Auch bei gut geführten Welpengruppen besteht die Gefahr, dass der Hund grobes Spielverhalten lernt.Durch Rennen und Toben werden die Welpen immer weiter gepusht und schaffen es nicht mehr in Gegenwart anderer Hunde zur Ruhe zu kommen.
Hier entsteht oft die Assoziation Hund = Spiel. Immer wenn sie andere Hunde sehen, möchten sie unbedingt zu diesen hin und toben, ein ruhiges Kennenlernen ist hier kaum möglich Die Großen kommen auf den Geschmack, Kleinere zu überrennen. Die Kleinen lernen aus Überforderung das Zähnezeigen und Abschnappen oder werden aggressiv . Häufig wird in den Welpenspielstunden der Grundstein für das Mobbing oder Aggressivität gegen anderer Hunde gelegt. Dies sind alles mögliche Nebenwirkungen der Spielgruppen.
Selbstverständlich haben Welpen Spaß beim Kontakt mit Gleichaltrigen. Unnatürlich ist es allerdings, unterschiedliche Welpen (Rottweiler -Riesenschnautzer oder Schäferhund- Pudel) , die nicht miteinander verwandt sind , physisch sowie psychisch sehr verschieden sind, zu einer „Party“ zusammenzubringen.
Meine Erfahrung ist, dass Hunde die nicht in einer Welpenspielgruppe waren wesentlich ruhiger im Umgang mit anderen Hunden sind und sich besser konzentrieren können. Auch die Kontaktaufnahme oder das ruhige Vorbeigehen an Fremdhunden im Alltag gestaltet sich gelassener.
Oft fällt im Zusammenhang mit Welpenspielgruppen das Wort Sozialisierung. Dem frischgebackenen Hundebesitzer wird eingeredet, dass er seinen Welpen in den ersten paar Wochen alles zeigen und beibringen muss, damit er gut sozialisiert wird. Aber oft werden diese Hundekinder einfach nur überfordert.
Meine Hunde haben noch nie eine Welpenspielgruppe gesehen und waren alle gut sozialisiert. Sozialisierung bedeutet das Vorbereiten auf das spätere Leben, also auf das Leben mit Ihnen,dem Hundeführer. Auch können Hunde neue Dinge nicht nur bis zur Vollendung der 16. Lebenswoche, sondern ein Leben lang lernen. Lassen Sie sich Zeit mit der Sozialisierung Ihres Welpen, zeigen Sie ihm in aller Ruhe nach und nach die Umwelt, in der Sie leben und stellen Sie ihm immer wieder souveräne Hunde vor.
Aber wie bei allem müssen Sie der Welpenbesitzer entscheiden ob Sie mit Ihrem Welpen eine Welpenspielgruppe besuchen wollen oder nicht.
Heimo Meisenbacher
Jugendwart